Jürgen Meyer: Hochburgen der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet. Narrenfahrplan für die 5. Jahreszeit. 98 Seiten, 70 Bilder, 12 x 18 cm, Softcover; Oertel + Spörer, Reutlingen, Frühjahr 2011. 9,90 Euro/ 14,90 sFr. ISBN 978-3-88627-470-3 Bestellung per E-mail - hier Fastnacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Karneval. Was denn nun? Alle Begriffe meinen zunächst dasselbe: Es geht um die erste von zwei kirchlichen Fastenzeiten, die nach dem Martinstag am 11.11. beginnt und am 6. Januar endet. An diesem Tag fängt die Zeit vor dem Fasten an. Sie endet am Fastnachtsdienstag – der Nacht vor dem Fasten. Das beginnt am Aschermittwoch, dem Beginn der zweiten kirchlichen Fastenzeit. Diese endet an Ostern. Vor dieser 40-tägigen Enthaltsamkeit gab es früher wahre Festgelage, dabei entstanden verschiedene Bräuche. Der „schmotzige“ (fettige) Donnerstag hat seinen Namen daher, weil an diesem Tag die letzten Eier mit viel Schmalz zu „Fasnetsküchle“ ausgebacken wurden. „Fasching“ meint den Fast-Schank, den ausgeschenkten Fastentrunk. Und „Karneval“ kommt vom lateinischen „carnis levamen“ und heißt wörtlich „Lebewohl, Fleisch“. In den Orten, die im 16. Jahrhundert durch die Reformation evangelisch wurden, schaffte man die Fastenzeit und damit den Mummenschanz ab. Das blieb beispielsweise im pietistisch geprägten Belsen und Öschingen bis heute so. In den katholische Städten distanzierte sich das aufkommende Bildungsbürgertum von der groben Volksfastnacht durch den „edleren“, vom Barock inspirierten „Karneval“, wie er heute noch in Venedig gefeiert wird. Vor hundert Jahren kam es zur Konterrevolution: Am Rhein behauptete sich der Karneval. Im schwäbisch-alemannischen Raum indessen kehrten auch die Stadtbürger wieder zu ihren Traditionen der mittelalterlichen Fastnacht zurück. Seit den 1920er Jahren hat die schwäbisch-alemannische Fasnet den Südwesten fest im Griff. In den letzten Jahren erfuhr die Fasnet eine bis dato nie gekannte Begeisterung. Das geht einher mit unzähligen Neugründungen von Zunftgruppen. Leider oftmals in Orten, die keine fastnächtliche Tradition haben. Sie berufen sich auf ein angebliches Brauchtum in ihren Gemeinden, erfinden Schreckmasken von Sagengestalten, die aber nicht dem Mittelalter, sondern der Romantik entstammen. Unter dem inflationären Aufkommen der „jungen Wilden“ leidet die Traditionsfasnet. Dieses handliche Büchlein trennt die Spreu vom Weizen und hilft, den Überblick nicht zu verlieren. Das kompakte Werk führt zu den wirklichen Fasnachts-Hochburgen, die bewusst an jahrhundertealte Traditionen anknüpfen können. Der Belsener Journalist Jürgen Meyer ist ein profunder Kenner der Fasnet. Der 47jährige Buchautor hat zwanzig Jahre lang insgesamt rund 70 Orte in allen Fasnachtslandschaften bereist und recherchiert. Herausgekommen ist ein üppig illustrierter, immerwährender Narrenfahrplan für die fünfte Jahreszeit. Zeitchronologisch geordnet: Vom Einschnellen am Dreikönigstag in Weingarten über den Funkenfeuersonntag auf dem Kleinen Heuberg bis hin zur ältesten Fasnet der Welt in der Schweiz am Sonntag Lätare. Der bunt bebilderte Ausflugsführer listet die schönsten Umzüge, Aufführungen und närrische Aktionen auf, nennt Uhrzeiten und Abläufe, und erzählt Interessantes über die Bräuche und Geschichte. Inhalt: siehe Verzeichnis und Karte Übersichtskarte
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